15. Dezember 2010

District 9

"We just want to go home."
- ein "Prawn" -




















  • Genre: Sci-Fi
  • Regie: Neill Blomkamp
  • Darsteller: Sharlto Copley, David James, Vanessa Haywood
  • Produktionsjahr: 2009
  • Spieldauer: 112 Minuten
  • Trailer

Inhalt: 1982 tauchen insektoide Aliens auf - zu Tausenden abgemagert und seltsam desorientiert mit ihrem Raumschiff über Johannesburg gestrandet.
Bald werden sie in ein Flüchtlingslager gesteckt - der sogenannte District 9. Nach ein paar Jahren ist die Aufregung über den ersten Kontakt mit Aliens einer Art überlegenen Abneigung gewichen. Das Flüchtlingslager hat sich zu einem Slum gewandelt, eine soziale oder gar moralische Annäherung ist nicht geglückt und die "Prawns", wie sie aufgrund ihres Aussehens genannt werden, sollen aufgrund von Protesten unter den Bewohnern Johannesburgs in ein neues Lager außerhalb der Stadt umgesiedelt werden.
Um die Form zu wahren, werden die Unterschriften der Prawns gesammelt. Während dieser Aktion kommt der Leiter eines "Trupps", Wikus van de Merwe, mit einer Flüssigkeit in Kontakt, die ihn mehr und mehr zu einem der Aliens werden lässt. Da die außerirdiscehn Waffen nur mit Hilfe außerirdischer DNA in Funktion genommen werden können, hat nun auch das Militär großen Bedarf an Wikus, weshalb dieser fortan auf der Flucht ist. Gleichzeitig plant einer der Prawns, Christopher, mit Hilfe der unter seiner Hütte verborgenen Kommandokapsel des Raumschiffes, welches noch immer stur über Johannesburg schwebt, die Flucht von der Erde. Dummerweise benötigt er dafür die bereits erwähnte Flüssigkeit, die jedoch nun unter Verschluss steht.





Kritik: Der realistisch anmutende dokumentarische Stil des Filmes taucht vor allem das erste Viertel des Filmes in ein sehr positives Licht. Mir erschließt sich das Verhalten des Militärs, der Menschen und der Aliens und ich halte es durchaus für möglich, dass der erste Kontakt so ablaufen, bzw. die Folgen so sein könnten.
Interviews aus der "Jetztzeit" wechseln sich mit Aufnahmen aus den 80ern und späteren Aufnahmen Wikus' aus dessen Büro ab. Schon schnell merkt man durch die Interviews, dass mit Wikus irgendetwas passieren wird.
Die Zeitsprünge sind wohlüberlegt gesetzt, der Spannungsbogen einwandfrei und die Szenerie erfrischend "anders". Keine bitterbösen Aliens, keine Explosionen, keine Models, die ihre frisch aufgeplusterten Brüste lüstern in die Kamera halten. Böse Zungen könnten behaupten, dass der Film gar eine stilisierte Gesellschaftskritik darstellt und die Aliens nur stellvertretend für andere Aussätzige der Gesellschaft stehen.
Ein bitterer Beigeschmack bleibt beispielsweise, wenn Wikus, gleich zu Beginn seines Kontrollganges durch den Prawnslum, begleitet von frohlockenden Kommentaren den noch fertig auszubrütenden Prawnnachwuchs tötet verrecken lässt.  Beide Seiten sind keine Heiligen, wobei die Seite der Prawns noch menschlicher wirkt, was durch die stilistischen Mittel natürlich heraufbeschworen wird: so sieht man bspw. kein menschliches Kind, dafür jedoch häufig eines der Prawns, mit welchem man schnell sympathisiert.
Leider flacht der Film ab der Hälfte merklich ab. Zwar hat er noch immer seine Qualität, seine "schönen" Momente, doch scheint der Film dann nicht mehr so ganz zu wissen, wo er letztlich enden soll: doch ein Alienactionfilm? Popcornkino mit Klischeeelementen?
Ein, zwei Szenen fand ich gegen Ende deutlich übertrieben melodramatisch und auf die Tränendrüse drückend und der finale Bosskampf musste meiner Meinung nach nun wirklich nicht sein. Der Endboss an sich erinnerte wiederum an den aus "Avatar".
Glücklicherweise erinnern sich die Filmemacher bei den letzten Szenen an die Anfänge des Filmes zurück und lassen ihn dann doch noch recht würdig ausklingen.

Fazit: ein Filmchen mit Aliencontent, der noch nicht wirklich viele artverwandte Kollegen im Genre hat und sich mit Sicherheit lohnt, wenn man auch nur ein Fitzelchen seines Herzens für dokumentarisch angehauchte Sci-Fi Filme erübrigen kann.

7 Zeugenaussagen:

Damian hat gesagt…

Einer der besten Filme die es gibt. Meiner Meinung nach. Und einer der wenigen Filme bei dem Sätze wie "scheint der Film dann nicht mehr so ganz zu wissen, wo er letztlich enden soll" positiv zu verstehen ist. Wie ich finde.

Anonym hat gesagt…

Beim dritten mal als ich den Film gesehen habe, empfand ich die Actionszenen (besonders der finale Kampf mit dem "Endboss") auch etwas unpassend bzw. das hätte einfach nicht sein müssen. Da hätte wirklich weitaus mehr herausgeholt werden können mit dieser Prämisse. Aber auch so gehörte der Film ja auch quasi zum besten des letzten Jahres. Mich haben die emotionalen Momente auch sehr gepackt, besonders gut find ich gerade, dass die Liebesgeschichte auch noch ihren Platz findet. Man kann insbesondere den Anfang und das Ende als Rahmen sehen, die Actionsequenz dazwischen als Flashback, so seh ich den Film jedenfalls. Das Ende an sich ist aber einfach wunderbar (die Fake-Dokuszenen insgesamt), der letzte Schnitt, die Blume, die Hoffnung, drei Jahre. *tears*

Andy hat gesagt…

Blomkamp rockt ja eh. D9 ist übrigens entstanden weil der Halo Deal geplatzt ist. Blomkamp sollte den lang ersehnten Halo Film drehen, zusammen mit Peter Jackson als Producer. Allerdings hat sich das aufgrund von Lizenzgedöns zerschlagen, Jackson und Blomkamp haben indessen "mal eben" D9 gedreht. Hat sich gelohnt.

Blomkamp war im Halo Universum aber trotzdem vertreten: In der riesigen Marketingkampagne zum Halo 3 Launch wurden von ihm drei Minifilmchen gedreht, die zusammen "Halo Landfall" bilden. Ich mag seinen erkennbar eigenen Stil... davon hätte ich gern nen kompletten Film gesehen: http://www.bungie.net/News/Media.aspx?mid=13856&age_verify=0

Aber du sagst der Bossfight erinnert dich an Avatar? Cherie, Avatar war aber um einiges später dran als D9 ;)

Zeitzeugin / Wortgezeiten hat gesagt…

Andy: es geht nicht darum, dass irgendwer bei irgendwem abgekupfert hat. Avatar ist reines Popcornactionpocahontaskino. Wenn irgendetwas aus einem weit ernster zunehmenden Film an Sequenzen daraus erinnert, ist das schlicht als Kritik zu verstehen ;)

Unknown hat gesagt…

@Andy: Viel hat Blomkamp ja leider noch nicht gemacht. Aber ich denke auch, dass er rockt. :-)
Und D9 wurde nicht "mal eben" gedreht. Jackson hat seinen Kurfilm "Alive in Joburg" gesehen, im 30 Millionen in die Hände gedrückt und gesagt:"Du Neill, mach mal nen ganzen Film draus, ja?"

So muss das gehen. Talente pushen.

Anonym hat gesagt…

Ich war etwas enttäuscht von ihm, besonders von der zweiten Hälfte. Das war dann wirklich ein klassischer Actionfilm, wodurch viel Potential einfach nicht genutzt wird.

Zeitzeugin / Wortgezeiten hat gesagt…

Endlich jemand der mir dahingehend zustimmt! ;)

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