2. Mai 2011

[Fußball] Wie werde ich ein Hardcorefan - in 5 Schritten

"Bei so einem Spiel muß man die Hosen runterlassen und sein wahres Gesicht zeigen"
- Alexander Strehmel -



Es gibt die Kuschelfans, die mit ihren rosa Plüschherzen im Stadion sitzen und fröhliche Fangesänge anstimmen, die vor dem Fernseher mit ein paar Freunden und Bier sitzen und sich amüsieren - und es gibt euch, die echten Fans, die mit wirklicher Leidenschaft dabei sind. Hart, härter, ihr!
Für alle, die doch nicht so hart sind und gerne genauso cool sein wollen, hier die Anleitung:





1.: zunächst einmal ist es wichtig, überhaupt einen Verein gut zu finden. Wartet hierfür ruhig die Hinrunde ab. Eine Mannschaft der Wahl sollte gegen Ende der Hinrunde auf einem der höheren Ränge anzufinden sein. Noch besser: Platz 1. Sympathien sind nicht wichtig, es zählt allein der Erfolg. Erfolg macht sexy. Falls ihr bereits vorher mit einer Mannschaft sympathisiert habt, die jedoch gemütlich auf den letzten Plätzen Platz genommen hat, nehmt von dieser Abstand. Fansein ist einem steten Wandel unterlegen, in mancher Saison wechselt man "seine" Mannschaft wie seine Unterhosen. Tip: spätestens jetzt bitte alle BVB-Fan werden, noch könnt ihr auf der Sieges- Freudewelle mittaumeln.
Fansein bedeutet Sieg!


2.: Spieler müssen treu sein. Zwar üben sie auch nur ihren Beruf aus und wie jeder Berufstätige auch haben sie ein verdammtes Recht darauf, den Arbeitsplatz zu wechseln wenn sie sich weiterentwickeln möchten oder vielleicht auch nur andere Arbeitsweisen und Gepflogenheiten kennenlernen möchten, doch ist dieses Recht zu vernachlässigen. Demzufolge: sollte ein Spieler aus "eurer" Mannschaft wechseln wollen, hasst ihn. Mobilisiert all' eure Emotionen, um euch auf diesen Mann einzuschießen. Erinnert euch an eure gute Kinderstube und bastelt Plakate (und unterstreicht bunt und malt niedliche Totenkopfbildchen dazu) , von denen eure Verachtung förmlich trieft. Ein echter Fan ist unfair! Hört den Erklärungsversuchen des wechselnden Spielers nicht zu, ignoriert seine Gründe. Bildet euch eure eigene Meinung! Die ist ohnehin die beste!
Fansein bedeutet Missgunst!


3.: Werdet Fan auf der offiziellen Facebookseite des Vereins, nur um dort euren Unmut über alles und jeden loszulassen. Pöbelt, macht den Verein schlecht, kritisiert jeden unabsichtlichen  Furz des Trainers oder die Frisur des Pudels der Freundin des Torwarts. Werdet zu Hobbywahrsagern und prophezeit, dass der Verein eh absteigen wird. Vergesst dabei nicht, die Schwachstellen innerhalb der Mannschaft aufzuzeigen und zu betonen, wie viel besser ihr es doch gemacht hättet.
Fansein bedeutet Pöbeleien!

4.: Situation: Euer Verein droht, abzusteigen. Natürliche Konsequenz: Wechseln des Vereins. Bevor ihr dies jedoch tut, müsst ihr unbedingt allen auf Deutlichste zeigen, wie scheiße euer Verein doch ist. Dringend: droht den Spielern! Schreibt "Wenn ihr absteigt, schlagen wir euch tot!", "Ihr seit [sic!] so shice, Altas!"  oder "Wir verbrennen die Kuscheltiere eurer Kindeskinder wenn ihr verliert!" in blutroter Farbe auf Hauswände und an die Fußballplätze des Vereins. Ein Verein, der absteigt, ist eine Schande, die Spieler dahinter alle Dreck!
Fansein bedeutet Hass!

5.: Vermasselt den Kuschelfans in den Stadien den Spaß und zündet Rauchbomben, werft Flaschen an die Köpfe der Fußballer und pöbelt. Ihr seid hart, ihr seid toll, ihr seid ja so geil!
Fansein bedeutet Krawall!

                                                                                                                                                                      

Ehrlich, die Fankultur teilweise kotzt. Mich. An. Ich für meinen Teil bin Fan des 1. FC Köln (<3 ) und würde es auch noch sein, wenn sie absteigen sollten. Natürlich übe ich auch Kritik, fluche die Spieler an, wenn sie meines Erachtens nach gerade scheiße spielen. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass ich hinter dem Verein stehe. Irgendeiner muss absteigen, oder sollen alle Spiele der Bundesliga unentschieden ausgehen?
Natürlich sind das alles Profilspieler und müssten ihren Beruf beherrschen - leider sind die Spieler der anderen Vereine auch Profis und einer ist immer besser.
Ich habe ja selber im Verein gespielt und natürlich ist es traurig, wenn man verliert, aber ich war dann doch froh, wenn mich meine Freunde nach dem Spiel nicht gehasst und mich mit Äpfeln beworfen haben. Was soll die Scheiße, die Sucht nach Erfolg, der im Fall der Fans noch nichteinmal der eigenens verdiente ist?
Seid doch froh, dass eure Mannschaft in der 1. oder 2. Liga spielt und ihr die Spiele besser verfolgen könnt!



u.a. Auslöser: die netten Berichte über Neuers "Fans", Sprüche auf dem Trainingsplatz des 1. FC Köln ( <3 ) und dieser Bericht.

5 Zeugenaussagen:

Anonym hat gesagt…

Danke für diesen unglaublich guten Blogeintrag! Wirklich!
Wenn ich sehe wieviele Leute hier in Dortmund NIE etwas mit Fußball zu tun haben und sich jetzt für die größten Fans überhaupt halten... Wie wirklich jeder sich noch ein Trikot zulegt obwohl man nichtmal weiß, wann Dortmund eigentlich das letzte Mal Meister war.
In Zeiten wo es dem Verein scheiße ging, sind diese Leute weder ins Stadion gegangen, noch haben sie gewusst wer denn da eigentlich spielt, trainiert und alles gibt!
"Klopp" ist auch erst seit diesem Jahr jedem/r ein Begriff,... Lustig wird es immer dann, wenn man Leute nach Spielernamen fragt und genau... nichts dabei rauskommt.

So, genug aufgeregt.
LG ausm Pott :)
Sternenkind0312

Seelendieb hat gesagt…

Ich selber bin zwar kein Fußballfan (obwohl ich im Pott lebe :) ) aber die Berichte über Fußballspiele, bei denen es mal wieder eskaliert ist kriege ich ja auch mit. Ich kann die Haltung und das Verhalten einiger Fans absolut nicht nachvollziehen. Manchmal glaube ich, die gehen nur ins Stadion um ne Schlägerei anzufangen und nicht, um sich das Spiel anzugucken.

George hat gesagt…

That reminds me http://youtu.be/06fzjUOoY9U.

Anonym hat gesagt…

Genial!

Du bringst es echt auf den Punkt.
Ich bin bekennender Fan des VfB Stuttgarts und gehe auch mit diesem Verein durch diese schwere Saison. Und selbstverständlich trage ich mein Trikot auch in der Öffentlichkeit und das auch noch mit Stolz! Und klar war ich auch sauer in der Hinrunde, als jeden Spieltag die gleiche Kacke gespielt wurde. Aber persönliche Beleidigungen, Gewalt oder gar Morddrohungen gehen zu weit.

Genausowenig konnte ich die Beleidigungen gegen Neuer nachvollziehen. Auf der PK kämpft er mit den Tränen, was eigentlich Beweis genug ist, dass es ihm nicht leicht fällt und immerhin liegt ihm so viel an seinem Verein, dass er diese Saison geht und somit dem Verein noch ein bisschen Geld einbringt. Und er hält weiterhin mit Weltklasseleistung. Man sollte auch mal dankbar für Geleistetes sein.

Positives Beispiel ist Sankt Pauli. Wie Stani dort gefeiert, bedankt und verabschiedet wurde zeigt: Es geht doch!

Zeitzeugin / Wortgezeiten hat gesagt…

Neuer tut mir auch wirklich, wirklich leid. Die Entscheidung wird ihm nicht leicht gefallen sein. Anstatt ihm aus Schalke Sicht für seine Leistungen zu danken oder ihn bei München gebührend zu empfangen, wird er von beiden Seiten ausgebuht. Das ist ein unsportliches, beschissenes Verhalten der Fans. (es sind natürlich zum Glück nicht alle)

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